Abschied!
Über Abschiede haben schon so viele Menschen - und viele von ihnen waren echt weise und durchblickende Philosophen - eine Menge geschrieben, gedichtet, gesungen, gesagt...
Und trotzdem ist es niemandem, keinem Menschen gelungen, all die überwältigenden Emotionen zu kontrollieren, die die reale urtümliche Erscheinung dieses Begriffes nach sich zieht.
Menschen verabschieden sich von Menschen.
Menschen verabschieden sich von Dingen.
Menschen verabschieden sich von ihrem älteren Leben.
Menschen verabschieden sich von der Welt.
Menschen weinen zum Abschied.
Menschen lachen zum Abschied.
Menschen winken zum Abschied.
Menschen reden zum Abschied.
Menschen schweigen zum Abschied.
Menschen umarmen sich zum Abschied.
Und Menschen ignorieren den Abschied.
Ich war 16, als ich im Zuge eines Austauschs, der die franko-allemanische Aussöhnung zum Subthema hatte, vier Wochen in meiner Gastfamilie in Vannes in der Bretagne verweilte.
Es war der Tag des Abschieds.
Mein Gastbruder hieß Mihary. Er, seine zwei Schwestern und seine Eltern stammen aus Madagaskar.
Wir fuhren in ihrem Kombi auf den Hof des Internats, das aufgrund der Städtepartnerschaft zwischen dem mittelalterlichen Fischerstädtchen Vannes und meiner Heimat Cuxhaven an der Elbmündung mit meinem Gymnasium befreundet war.
Ich wuchtete meinen Koffer aus dem Fond des Kombis und schleppte ihn allein zum wartenden Bus, der meine Mitschüler, drei deutsche Lehrer und mich zurück nach Deutschland kutschieren sollte.
Um mich herum tränenschwangere Szenen des Abschieds zwischen meinen deutschen Mitstreitern und ihren französischen Familien für vier Wochen.
Der Busfahrer nahm mir den Koffer ab.
In Erwartung einer entsprechenden Abschieds-Arie wandte ich mich meiner Gastfamilie zu.
Die saß bereits in ihrem Kombi, der gerade aus der Ausfahrt der Schule bog.
"Was ist denn mit denen los?" fragte Björn.
"Ach, die stammen aus Madagaskar, und dort vermeidet man traditionell Abschiede!" sagte ich wenig überzeugend mit belegter Stimme das auf, was ich einmal in einem "Was-ist-Was"-Exemplar über einen Indianerstamm aus Südamerika gelesen hatte...
Manchmal sind Abschiede auch wahre Erleichterungen.
Jedenfalls für Franzosen...
Die Leute haben mich gehasst, sind weder Indianer noch taktvoll...
Die Ausrede reichte dem Björn aber...
Vorerst...
Sarkasmus und so...
Ich schrei!
Wie manche Franzosen...
Sarkasmus und so...
Schon 5 Tage vorbei und noch nichts Neues ... warte ungeduldig!