Ottensen!
Ein Gespräch auf dem Spielplatz:
"Ihr Sohn strahlt ja heute so richtig!"
Da macht man keine Witze drüber!
Polonium heißt das Zeug - ist aber tooootal ungefährlich, solange man es nicht über die Schleimhäute oder offene Wunden aufnimmt.
Ein Blatt Papier kann die ohnehin nur mit einem Radius von ein paar Zentimetern wirksame Strahlung blocken.
Soweit die hoffnungsvoll beschwichtigenden Versicherungen an die Öffentlichkeit.
Viel weniger wird über diese Tatsache gesprochen:
Da leben Ex-Geheimdienstler direkt Tür an Tür zu Bekannten von mir. Einerseits hat das eine gewisse Romantik! "Ey, mein Nachbar war Geheimagent!" - das ist ein echt toller Anmachspruch in der Resterampe der sexuell frustriert limitierten Ausschuss-Hoffnungen auf dem Hamburger Berg.
Andererseits ist es nicht ganz so romantisch, wenn man sich deutlich macht, welchem Risiko ein russischer Ex-KGBler ausgesetzt ist!
Ich könnte mir vorstellen (ohne natürlich Beweise vor einem Gericht beibringen zu können), dass der russische Präsident einem "noch-nicht-Ex"-KGBler sagt: "Der muss weg, der weiß zuviel, der hat italienische Freunde!"
Unser "noch-nicht-Ex"-KGBler reist nach Ottensen. Vielleicht hat er von einem Freund irgendwo in Afghanistan während einer Operation zur Stützung der Taliban in den 80ern gehört, dass es in Hamburg diese legendäre Reeperbahn gibt. Am Tage vor der Auftragserfüllung gibt sich unser "noch-nicht-Ex"-KGBler also einem der Exzesse hin, die wir Kiez-Jungs jedes Wochenende routiniert ableisten.
Er trank dann den einen "Mexikaner" im "Steppenwolf" auf der Couch unter dem motorradfahrenden Skelett zuviel, ist am nächsten Tag übel drauf und irrt sich in der Tür...
Die BILD titelt am nächsten Tag: "Irrer Russe verstrahlt Psycho-Tante"
Ist dies nicht der richtige Zeitpunkt, unser Verhältnis zu "James Bond" zu überdenken?
Dieser schamlosen Überhöhung eines Geheimagenten, nur damit wir stolz darauf sind, neben solch einem wohnen zu dürfen?
Eigentlich wollte ich mir heute noch den "neuen Bond" ansehen.
Aber die aktuellen Ereignisse zwingen mich dazu, diesen Film zu boykottieren und eine Sitzblockade vor dem Cinemaxx am Dammtor zu initiieren.
Denn wer Bond toll findet, könnte morgen schon radioaktives Material in seinem Drei-Minuten-Frühstücksei haben.
Aber daran denkt ja mal wieder keiner!