Dieser menschliche Organismus ist schon ein geiles Teil.
Und wer im Kontext von geil Orgasmus statt Organismus liest, ist ein noch geileres Teil!
Kontext, Kontext! Zurück!
Natürlich auch geil: frei zugängliche Pornoseiten.
Aber damit fang ich jetzt erst gar nicht an.
War eben noch bei geil. Und Orgasmus. Und Kontexturen.
Mir ist da nämlich gerade eine kleine Geschichte von minderer Bedeutung eingefallen. Die Geschichte ist mir einfach so ... ähm ... gekommen!
Heißer Sommertag.
Ich auf dem Heimweg von der Bushaltestelle am Neuen Pferdemarkt. Kam gerade mit dem Bus der Linie 3 von der S Holstenstraße. Unwichtig, macht den Textflow aber komplizierter. Und banaler.
Eine banale Geschichte. Denk da sofort an Banane. Bei banal. Weil es geht ja hier um geil!
Ich also zu Fuß zu meiner Kiez-Wohnung in einem Haus, in dem ich kurz nach Einzug von einem Altbewohner erfuhr, dass unten bei den schwarzen Jungs Bewusstseinerweiterndes zu guten Kursen zu beziehen ist. Und dass die geile (!) Tante im 2. Stock stündlich oder gar viertelstündlich zu besuchen ist. Auch zu gutem Kurs!
Davon mal ab gehe ich noch immer munter auf der Straße.
Ähm...
Dabei fällt mir just ein, dass ich hier noch gar nicht von der Haltestelle nach Hause lief, sondern von zu Hause zur Haltestelle. Genau, ich wollte zur S-Bahnstation an der Holstenstraße, um ein Kleinmädchen-Magazin beim dortigen Tabak-Shop zu kaufen. Nicht für mich, ist klar! Und in diesem Kontext (Kleinmädchen-Magazin) hat geil auch nichts verloren! GAR NICHTS!
Also ich zu Fuß von zu Hause zur Haltestelle. Da komme ich an einem Haus vorbei (regelmäßig), an dessen unterem rechten Fenster ne große Regenbogenflagge hängt. Gay pride oder so. Find ich ja toll, dass die mit ihrer sexuellen Orientierung so offensiv hausieren gehen. Freiheit für alle und jeden. Das dachte ich mir jedenfalls bei den Vorbeiflanierereien in den Monaten vor dieser Geschichte. (geiler Kontext!)
Dieses Mal steht das Fenster offen. Draußen ein dürrer Junge mit Junkie-Physiognomie. Bierbuddel inna Pranke. "Ich brauch was zu ficken!" lallt der einem stolzen Schwulen der ersten Stunde (also älteren Semesters) zu.
"Guck mal, da kommt ne Fickschnitte!" ist die Antwort.
Soweit nicht weiter schlimm für mich, würde die alte Schwuchtel nicht mit dem nackten geilen Finger auf mich zeigen. Kommt eben auf den Kontext an!
Ich so ganz unwohl: "Nee, lass ma!"
"Der hat nen hässlichen Arsch!" schreit der Lall-Schwule mir hinterher.
"Ach, lass mich doch!"
"Ich fick Dich trotzdem!"
"Och nö!" denk und sag ich.
Der warme Laller mir hinterher. Lallend, beleidigend. Sexuelle Nötigung!
Hallo? Bin ich denn Freiwild?
Ich merke eine milde Aggression auf kleiner Flamme in mir hochkochen.
Ich lass mich doch nicht objektualisieren!
"Halt's Maul, Du Sau, sonst tret ich Dich zusammen!"
Hab ich tatsächlich gesagt!
So gar nicht schwulenfeindlich, sondern kontextgerecht! Richtig ungeil!
Während ich um die nächste Ecke biege, werde ich mit sexistischen Parolen besudelt, mir werden an mir vorgenommene sexuelle Handlungen in Aussicht gestellt, denen ich nie und nimmer zugestimmt hätte! Und merke, dass meine Aggression ne scharfe Chili-Würzung bekommt. Es brodelt und kocht in mir! Der Tag war vorher eh schon derbst beschissen verlaufen. Doofe Touris, Beziehungsunverständlichkeiten und ähnliches. Da war das nur der berühmte warme Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Alles runtergeschluckt! Geschluckt! Alles!
Im Bus 3 von Neuer Pferdemarkt zu S Holstenstraße. Geplante Besorgung (Kleinmädchen-Magazin) erfolgreich geschafft. Im Bus 3 von S Holstenstraße zu Neuer Pferdemarkt. Ausgestiegen, losgelaufen. Um die Ecke zum Regenbogenfenster.
Und dort eine ganz neue Szenerie. Eine Szenerie, die wie Butter auf heißem Toast zergeht.
Ein testosterongezeichnetes Hetero-Monster mit schwarzem Pferdeschwanz und schwarzer Bomberjacke hämmert auf das inzwischen geschlossene Regenbogenfenster ein.
"Komm raus, Du schwule Sau! Komm raus!"
OH JA! kommt es mir durch den Kopf wie warmes Ejakulat.
Das Fenster öffnet sich spaltig.
"Was los?"
"Ihr Arschficker! Ich hab ganz genau gesehen, wie ihr das hier [deutet auf einen kleinen Beutel undefinierbaren aber nicht festen Inhalts] auf mein Auto [deutet auf einen schwarzen Defender-Jeep aus den mittleren 90ern] geworfen habt! Ihr legt Euch mit dem Falschen an!"
Der Fensterspalt schließt sich wie eine frigide Jungfrau.
Der schwarze Testeronisierte trommelt mit beachtlicher Wucht auf die Fensterscheibe ein, dass sich das Glas bedenklich bei jedem Schlag eindellt.
"Ich schlag das Fenster ein, wenn Du nicht rauskommst und das wegmachst! Ich mach Dich weg! Ich habe Zeit! Ihr legt Euch mit dem Falschen ein!"
Das Fenster spaltet auf und lallt: "Ich war das nicht!"
"Du mieses Stück, ich hab Dich genau gesehen, leg Dich nicht mit mir an! Ich bin der Falsche! Ich mach Euch fertig! In die Hölle!"
Ich bin verzückt und verharre ob des perfekten Schauspiels auf der anderen Straßenseite.
Dass ich sowas noch erleben darf!
Spalt schließt sich.
Der Hengst brüllt mit aller Manneskraft: "Ich schlag jetzt das Fenster ein!"
Spalt öffnet sich.
"Jaja, er kommt raus!"
Lall-Schwuchtel kommt einige Momente später tatsächlich raus, wankt zur 90er Testosteronschleuder, entsorgt mit spitzen Fingern den Beutel mit dem flüssigmatschigen Inhalt vom Autodach.
"Und jetzt putzt Du meine Karre!"
Der Altvordere reicht nach einiger Zeit und erfolglosem Versuch, das Ganze rhetorisch zu lösen, einen Putzlappen aus dem Fenster an den Laller, der mich einst sexuell nötigte.
Der schwule Verbrecher (sexuelle Nötigung, Beleidigung, Junkie-Fresse) wienert drauflos. Unter der Aufsicht des Testosteronischen.
Ich klatsche innerlich Beifall.
Ich bin erregt.
Dann ist die Putzaktion erfolgt. Und der böse Lallschwule steht leicht torkelnd vorm Testosteron-Role-Model.
"Und damit Du das nicht vergisst, Jungchen, hab ich das für Dich!"
Es klatscht richtig laut, als die flache Männerpranke die Wange von Jungchen nicht unerheblich berührt. Mit voller Wucht. Jungchen knallt mit dem Kopf ans Fenster.
Ich kann mir ein vergnügliches Glucksen auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig nicht verkneifen.
Mein Gott, was bin ich gerade geil!
Mein nun rotbewangter Peiniger namens Jungchen wird in diesem Moment auf mich aufmerksam.
"Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort!" gebe ich auftrumpfend dem bösen Menschen noch eins mit.
Mein schwarzer Testosteronritter wendet sich mir zu, mein Retter, mein Rächer im schwarzen Umhang
Gespannt warte ich auf seine umsichtige Weisheit, auf wahre Worte aus der Testosteronwanne. Weise mir den Weg, mein großer Mannesheld! Lass mich an Deinen vor Manneskraft nur so strotzenden Lippen laben!
"Hau ab, Du Zecke, sonst bist Du der Nächste!"
Der/die Troll Herr/Frau Anonymous kennt Dich nicht! Gibt es eigentlich "Alkoholophobiker", die Angst vor Betrunkenen gleich welcher Orientierung haben?
Das kleine bisschen Vergeltung sollte auf dem Kiez m.E. erlaubt sein dürfen...
Und anonym hat ja sogar recht! Ich hab größte Angst vor Homosexuellen, die mich strafrechtlich relevant bedrohen.
Und vor Cornelius Littmann hab ich Angst, aber das ist noch einmal eine ganz andere Geschichte!