Es ist bitter!
Es ist eine von vielen Wahrheiten!
Es ist besser, man macht die Augen zu!
Es ist bitter, wenn man die Augen zumacht und den Schmerz fühlt, wenn man mit Vollgas in seinem schicken teuren Auto gegen den Brückenpfeiler donnert!
Es ist aber so, weil es funktioniert!
Es ist nicht in Frage zu stellen, weil Schein längst das Sein ermordet hat!
Wovon schreibt er bloß?
Was will uns der Träumer und Sozialromantiker, dieses plärrende Riesenbaby, diese unbequeme Rotznase, dieser sich verweigernde Querulant nun schon wieder verkaufen?
Es geht lediglich um den Sinn des Lebens - und die Suche nach ihm ist längst nicht mehr attraktiv, weil die Welt uns jeden Tag erklärt, wie der Sinn auszusehen hat!
Es geht lediglich um den Sinn des Lebens - und wir glauben daran, die Wahrheit zu kennen, weil wir einen Anspruch auf Wahrheit haben!
Und sei es nur die Illusion von Wahrheit - es sieht so wie Wahrheit aus, also muss es Wahrheit sein!
Die Welt ist ein monströses Kaufhaus!
Das Leben ist eine Ware!
Die Wahrheit ist die freie Marktwirtschaft auf einer globalisierungshörigen Basis!
In den Regalen des Welt-Kaufhauses, dort liegen unzählige Leben, die gekauft werden wollen, um eine Daseinsberechtigung zu erhalten.
Die Kunden sind die Gesellschaft, bestehend aus Wirtschaftsgläubigen jeglicher Couleur.
Das Geld ist der Lohn für die Arbeit, die in die Lebensware gesteckt wurde.
Das Geld ist somit das, woraus der Inhaber der Lebensware, der Mensch, seine Anerkennung, seinen Wert ableiten kann.
Also fragt sich der Lebenswareninhaber, der Mensch, tagtäglich, welchen Preis sein Verkauf erzielt.
Er zieht seinen Sinn des Lebens - so steht es geschrieben im Gesellschaftsvertrag - aus Anerkennung. Und Anerkennung ist Geld und das, was man davon kaufen kann.
Geld kauft Status!
Status definiert das Sein!
Die Gesellschaft definiert die Wertigkeiten des Seins!
Die Wertigkeiten lassen sich darin ablesen, wie das Sein von außen, von den Angehörigen der Gesellschaft gesehen wird.
Wir sind Waren in den Regalen im Welt-Kaufhaus.
Wir möchten, dass unser Sein hochbewertet wird.
Wir möchten einen hohen Preis erzielen, um von der Gesellschaft als wertig anerkannt zu sein.
Wie gehen wir vor, damit unser Sein in den täglichen Lebensauktionen den höchsten Preis erzielt?
Was ist unser Sein?
Unser Sein ist die Summe all des menschlichen Lebenszubehörs - Erfahrungen, Fähigkeiten, Gelerntes.
Zu unserem Sein gehört Scheitern.
Zu unserem Sein gehören Schwächen.
Zu unserem Sein gehören Gefühle, die nicht in die Sterilitäts- und Perfektionsvorgaben der Kunden des Welt-Kaufhauses passen.
Scheitern, Schwächen, Gefühle - all das bestimmt das Sein.
Scheitern, Schwächen, Gefühle - all das mindert unseren Wert in der Gesellschaft, die uns darüber definiert, was wir kaufen können, um unser Sein mit Status aufzuwerten.
Wir müssen verkaufen!
Wir müssen uns verkaufen!
Aber das Sein mit Scheitern, Schwächen, Gefühlen lässt sich nicht im Hochpreissegment anbieten.
Das Sein ist ein Ladenhüter!
Also verkaufen wir nicht das Sein, sondern den Schein!
Wir kaufen uns selbst den Schein, dessen Wertigkeit eben auch über Status definiert wird, allerdings ohne Scheitern, Schwächen, Gefühle in die Kosten-Nutzen-Rechnung einbeziehen zu müssen.
Schein ist also dazu da, um Scheitern, Schwächen, Gefühle auszumerzen.
Und weil Scheitern, Schwächen, Gefühle das Sein zu einem großen Teil ausmachen, merzt Schein das Sein aus!
Schein tötet das Sein!
So sitzen wir in unseren Regalen und versuchen, uns gegenseitig niederzuschreien, um die Aufmerksamkeit der Kunden zu erhaschen.
Wir legen uns einen Schein zu, der heraussticht, der andere Scheins überflügelt.
Wir machen vergleichende Werbung, indem wir andere Waren abwerten, um selbst als hochwertiger angesehen zu werden.
Wir geben uns einen Schein, der in keiner Weise das Sein widerspiegeln darf, weil das Sein gilt bei Kunden als wertmindernd!
Und wenn wir gekauft werden, müssen wir etwas tun, um behalten zu werden vom Kunden - bloß nicht zurück ins Welt-Kaufhaus!
Also müssen wir weiter den Schein aufwerten!
Wir kaufen uns Status!
Wir kaufen uns Anerkennung!
Wir kaufen uns Freunde, die einen Mehrwert für uns darstellen, weil wir durch ihre Gegenwart in unserem Dunstkreis einen Mehrwert generieren können!
Wir kaufen uns von unserem Sein frei, wir kaufen uns in die steril gleichgeschaltete Gesellschaft ein. Wir kaufen uns unseren Platz.
Und dafür töten wir alles Menschliche ab, das nicht zu unserer Anerkennung in der Gesellschaft passt!
Da unser Schein längst das Sein getötet hat und weil unser Sein unsere Identität als MENSCHEN bestimmt - was sind wir dann?
Tote Menschen!
Und ein toter Mensch existiert nicht mehr!
Ein toter Mensch hat kein Recht auf Leben, kein Recht auf Existenz!
Ist das das Fazit?
Wir sind tot!
Nur unser Schein existiert!
Wir sind dann glücklich, wenn es die Gesellschaftsregeln erlauben!
Unser Glück ist nicht von uns abhängig!
Unser Glück ist davon abhängig, ob wir der Definition von Glück entsprechen!
Und die Definition ist nicht die unserige, sondern jene, die uns tagtäglich, wo wir hingehen, wo wir sitzen, wo wir stehen, wo wir liegen, die uns überall eingeimpft wird.
Nicht von unseresgleichen, sondern von Erfüllungsgehilfen des Scheins!
Wir sind glücklich, wenn unser Schein unser gesamtes Sein verdeckt!
Und eines Tages glauben wir daran, dass unser Schein unser Sein ist!
Der Schein wird zum Sein!
Und das Sein wird zum Nichts!
Lügen wir uns nicht in die Tasche, wenn wir sagen, wir sind frei in unseren Gefühlen, in unseren Schwächen, in unserem Scheitern?
Sind Sozialbeziehungen, die uns "menschliche" Anerkennung und Gefühle versprechen, nicht nur Illusion?
Wie kann ein Schein einen anderen Schein für sein Sein anerkennen?
Wenn wir unser Sein zugunsten eines Scheins verleugnen müssen?
Und wenn wir glauben, unser Sein irgendwo behalten zu haben, woher wissen wir, ob wir nicht einem Irrtum aufgessen sind, weil das Sein, das wir von uns annehmen, in Wahrheit nur Schein ist?
Dass unsere Gefühle, unsere Liebe, all das, was den Mensch ausmacht, gar nicht mehr aus dem Sein geschöpft wird, sondern längst eine Ausdrucksform des Scheins ist?
Eines Scheins, der uns seit unserer Geburt vorheuchelt, unser Sein zu sein?
Bin ich jetzt gerade?
Oder ist das "ich bin" nur ein "ich scheine zu sein"?
Glaube ich an mein Sein oder doch nur an den Schein?
Glaube ich an mein Sein, welches doch nur Schein ist?
Das Telefon klingelt:
"Nil$en, ich bin's! Du überdramatisierst gerade tierisch! Jeder Mensch behält seine Gefühle und seine Schwächen, sonst gäbe es doch keine Liebe auf der Welt! Und auch keine Kriege! Und auch keine Morde! Und kein Leben!"
"Du hast recht, ich steigere mich in etwas herein, das ich selbstgerecht als Wahrheit verkaufen will!"
Das ist mein Krieg!
Dies ist meine Kriegserklärung an den Schein!
Das ist mein Krieg!
Krieg der Menschlichkeit gegen die Entmenschlichung!
Das ist mein Krieg!
Für das bedingungslose Sein!
Das ist mein Krieg!
Für das Recht auf Scheitern, Schwächen, Gefühle!
Das ist mein Krieg!
Für das Recht auf Menschsein!
Krieg ist mein Leben!
Und jeder prätentiöse Mensch, der vorgaukelt, dass sein Schein wertiger ist als mein Sein, der spürt den Fehde-Handschuh in seiner schmierigen Fresse!
Doch mein Vater riet mir die preußische Tugend: "Mehr sein als *schein*". Das war selbstverständlich ein Zwiespalt für mich. Einen ehrlichen Beruf, der Fehler als Chance zulässt, kann ich mir jedoch inzwischen gut vorstellen.
Ich finde diese Zeilen sehr treffend welche spielerisch wiedergeben wie der Mensch in seiner selbst erschaffenen Welt versinkt und blind, stumpf und taub wird für das SEIN. Eine gewissheit die wie ich glaube ein großteil der Menschheit besitzt. Ja ich glaube ein jeder ist sich in gewissen momenten seines SCHEINs für das gesellschafltich sein bewußt. Jedoch sind diese momente immer seltener und weniger und bei manchen vielleicht noch nie dagewesen.
Aber auch Menschen wie mir, welche zum einen in der Gesellschaft stark gebunden aber dennoch fast täglich über das sein, den sinn, die Welt etc. nachdenken fällt es immer schwerer.
Die Zeit und die hektik die wir uns selbst auferlegen, die tausenden Ablenkungen von welchen wir im moment glauben es sei wichtig, was aber in wirklichkeit belanglos ist, erschwert dies zunehmend. Eine überflutung der Reize und Informationen ( Lügen ) wirkt wie ein Hemstoff auf den einzlenen.
Man muss sich die momente nehmen, dem scheiteren der Gedanken wenn diese auf Grenzen der Fragezeichen stoßen entgegenstellen und immer wieder gedanktlich dort hinreisen. Nur wenn man dies probiert wartet vielleicht irgendwann eine erkenntnis.
Ich such stettig danach, dem Grund, dem Sein, der endlichkeit der unendlichkeit. Dem trug von Religionen habe ich dabei schon längst hinter mir gelassen, da diese selbst nur SCHEIN sind.
Ich hoffe und suche seit Jahrzehnten und vielleicht gelingt es irgendwann diese rastlosigkeit zu befriedigen für eine kleine Erkenntniss. Man probiert soviel und trifft leider in 99% auf Lügenkonstrukte, auf Ausreden, auf geschaffene Erklärung um sich selbst dieser Angst nicht mehr stellen zu müssen. Eine triviale befriedigung um endlich dieses Thema abzuschließen. Dieses Thema ist aber denke ich das Leben welches man fürs erste nicht abschließen kann, und schon dreimal nicht mit einer billigen Ausrede.
Ich fand bisher nur eine traurige erkenntniss nach der anderen und stehe derzeit auf dem wohl tiefsten Punkt. Das es schlicht weg vorbei ist am Ende, kein Sinn vorhanden, aber auch kein Schmerz und keine fragen mehr wenn einem das Ende seines Lebens ereilt.
Dennoch ist die faszination dem Leben gegenüber und dessen genialer Struktur, den das ist ein wesentlicher bestandteil der unser sein von reiner Energie unterscheidet. Diese Struktur und so atemberaubend und genial das sich der Verstand streubt es dem reinen Zufall zuzuschreiben.
Ich sage in jedemfall danke an den Verfasser für die guten Zeilen, die mir wieder mal einen Moment schenkten auf die Wand der Fragezeichen einzuschlagen.